Künstlerisch-wissenschaftliche Forschung an der MUK

Künstlerisch-wissenschaftliche Forschung geht von einer oder mehreren konkreten Forschungsfragen aus und positioniert sich zu bzw. grenzt sich in deren Bearbeitung von anderen (Forschungs-)Ansätzen innovativ ab. Über die Reflexion der Künste selbst können diese Fragen zugleich relevant für andere wissenschaftliche Bereiche sowie die Gesellschaft sein (Borgdorff 2012, 81—85)1. Die Forschungsfragen basieren damit auf einer Auseinandersetzung mit relevanten theoretischen Diskursen bzw. gehen aus diesen hervor. Dadurch weisen sie klare Bezüge zum „State of the Art“ an Wissen auf.
Zudem zeichnet sich künstlerisch-wissenschaftliche Forschung durch eine systematische, nachvollziehbare und wiederholbare Methode aus. Nicht nur die (subjektiv) erfahrbare Erkenntnis der Forschenden ist folglich essentiell, sondern auch der Prozess, der zu dieser Erkenntnis geführt hat, und vor allem dessen Reflexion. Die jeweiligen Methoden und Dokumentationsformen sind dabei durch den Forschungsgegenstand bzw. das konkrete Erkenntnisinteresse selbst bedingt. Sie können für ein spezifisches Projekt neu entwickelt oder aus einer anderen Disziplin entlehnt werden. Folglich strebt auch künstlerisch-wissenschaftliche Forschung hinsichtlich der Qualitätssicherung nach den internationalen Standards guter wissenschaftlicher Praxis: Wiederholbarkeit, Nachprüfbarkeit sowie Begründung bzw. Argumentierbarkeit von Hypothesen durch Belege (AEC 2015, 3)2. Diese Standards gelten auch für die künstlerisch-wissenschaftlichen BA-, MA- und Doktorarbeiten an der MUK, die prinzipiell im Bereich der künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung zu verorten sind.
Der künstlerischen Praxis kommt in der künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung ein zentraler Stellenwert zu. Häufig wird dazu das Medium „Bühne“ zu einem Labor für eine forschende Auseinandersetzung (Badura 2015, 24)3. Das in der künstlerischen Praxis generierte Wissen wäre durch historische oder systematische Analysen alleine nicht zu gewinnen gewesen. Dieses Wissen steht sowohl in der Vorbereitung, der Durchführung sowie in der Nachbereitung des Projekts in einer Wechselbeziehung zu einer kritischen theoretischen Auseinandersetzung. Diese notwendige Korrelation führt häufig zu einer transdisziplinären Ausrichtung von künstlerisch-wissenschaftlicher Forschung, was sich unter anderem in dem Einbezug von Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften bzw. verschiedenen Künsten niederschlägt (Peters 2017, 25)4. Sie zeigt sich darüber hinaus auch in der häufigen Zusammenarbeit in interdisziplinären Arbeits- und Projektgruppen (Künstler*innen/Wissenschafter*innen). Künstlerisch-wissenschaftliche Forschung hat in der Regel einen prozesshaften Charakter.

Darüber hinaus ist die kritische Reflexion der Ergebnisse und Methoden für künstlerisch-wissenschaftliche Forschung, deren Dokumentation sowie Veröffentlichung maßgeblich. Die Aufführung eines künstlerischen Werkes ist als ausschließliche Publikation der Forschungsergebnisse in der Regel nicht ausreichend (AEC 2015, 5). Im Sinne des österreichischen Wissenschaftsfonds FWF sind Publikationen bei künstlerisch-wissenschaftlicher Forschung jedoch nicht auf das geschriebene Wort beschränkt, sondern schließen auch andere, ggf. experimentelle (Präsentations-)Formen und -Formate des Wissenstransfers ein.

 Aktuelle künstlerisch-wissenschaftliche Forschungsprojekte


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1  Borgdorff, Henk (2012): Künstlerische Forschung und akademische Forschung. In: Kunstforschung als ästhetische Wissenschaft. Beiträge zur transdisziplinären Hybridisierung von Wissenschaft und Kunst. Hrsg. v. Martin Tröndle und Julia Warmers. Berlin: transcript, 69—89.
2 AEC (Hrsg.) (2015): AEC-Schlüsselbegriffe für ihre Mitglieder: Artistic Research — Künstlerische Forschung. „White paper“ des AEC-Vorstands [31.1.2020].
3 Badura, Jens (2015): Darstellende Künste. In: Künstlerische Forschung. Ein Handbuch. Hrsg. v. Jens Badura et al. Zürich, Berlin: Diaphanes, 23—25.
4 Peters, Deniz (2017): Six Propositions on Artistic Research. In: Perspectives on Artistic Research in Music. Hrsg. v. Robert Burke und Andrys Onsman. Lanham: Lexington, 19—26.